Tipps für kultivierte «Coach Potatoes» und solche, die es werden wollen
Filme im Kino, im Fernsehen, im Internet…
Let’s break free…!
stubenhocken.ch macht Pause… die Pandemie scheint im Moment gebändigt… und das kultivierte Stubenhocken ist ein bisschen weniger dringlich als auch schon… keine Angst, die nächste Krise kommt bestimmt… see ya, Coach Potatoes…!
Hast du die Nase voll, von vorhersehbaren Weihnachtsmärchen mit schönen Prinzessinnen und noch schöneren Prinzen…? Hast du stattdessen Lust auf agathachristie’sche Nostalgie…? Exzentrische Komik…? Und noch exzentrischere Charaktere zusammengepfercht auf einer Luxusinsel…? Voilà.
Glass Onion: A Knives Out Mystery (2022) ist der zweite Film dieser Art von Rian Johnson. Wie schon bei seinem Vorgängerfilm (Knives Out – Mord ist Familiensache, 2019) muss der Meisterdetektiv Benoit Blanc, gespielt von James Bond Darsteller Daniel Craig, einen kniffligen Fall lösen. Eine Gruppe von Menschen (Janelle Monáe, Kate Hudson, Dave Bautista u.a.) wurden vom Milliardär Miles Bron (Edward Norton) auf dessen Privatinsel in Griechenland eingeladen – darunter befinden sich ein Mörder oder eine Mörderin. Der Film nimmt überraschende Wendungen, bis das Rätsel gelöst ist. Das Ganze ist in vielen Strecken eine Persiflage auf das sogenannte Influencertum.
Ein bisschen Feminismus, ein bisschen Klassenkampf und eine gehörige Portion Humor… Enola Holmes entzückt gross und klein und mittendrin… die perfekte Unterhaltung für feiertägliches in die Ferne sehen.
Die beiden Enola Holmes Filme (2020/2022) sind amerikanische Krimikomödien, die im England des 19. Jahrhunderts spielen. Enola Holmes (Millie Bobby Brown) ist die Schwester des Meisterdetektivs Sherlock Holmes (Henry Cavill). Wie ihr Bruder löst die jugendliche Detektivin Kriminalfälle und muss sich dabei gegen kapitalistische, aristokratische und sexistische Kriminelle durchsetzen. In Nebenrollen brillieren Helena Bonham Carter (als Mutter) und im zweiten Teil der Filmserie David Thewlis (als ihr Gegenspieler). Die Filme basieren auf der gleichnamigen Roman-Serie von Nancy Springer.
Die Sinnlosigkeit eines Krieges wird einem in diesem Horrorstreifen über zwei Stunden lang um die Ohren und Augen gehauen… man kann darüber streiten, ob die dritte Remarque-Verfilmung tatsächlich die beste ist… unbestritten ist, der Film kommt zum richtigen Zeitpunkt… Pflichtstoff in der Schule.
Im Westen nichts Neues (2022) ist die dritte Verfilmung des gleichnamigen Klassikers von Erich Maria Remarque. Die Romanvorlage von 1929 gilt als einer der wichtigsten Anti-Kriegsromane des 20. Jahrhunderts. Die Geschichte beschreibt die Erlebnisse eines Jugendlichen, der freiwillig in den Militärdienst geht und die Gräuel des Ersten Weltkriegs erlebt. In der neuesten Verfilmung von Edward Berger spielt Felix Kammerer den jungen Paul Bäumer.
Wenn das Recht des Stärkeren überhandnimmt, sind wir am bitteren Ende der Menschlichkeit angelangt… diese gelungene Fiktion zeigt die krasse Realität, die sich überall leider immer wieder abspielt… eine Revolution, die sehr schnell ihre Kinder frisst und den autoritären Militärköpfen das Feld überlässt… es ist zum Heulen.
New Order (2020) ist ein Film des mexikanischen Regisseurs Michel Franco. Der sozialkritische Thriller spielt in naher Zukunft in Mexiko-Stadt. Die Geschichte beginnt mit einem Volksaufstand in einer Gesellschaft, in der die Kluft zwischen reich und arm weit auseinander klafft. Was danach passiert, wird erzählt sowohl aus der Perspektive einer reichen Familie als auch aus der Sicht von deren armen Bediensteten. Während sich vordergründig die Unterschicht gegen die Oberschicht erhebt, konsolidieren im Hintergrund sadistische Militärangehörige still und brutal ihre Macht. Der Film gewann zahlreiche Auszeichnungen, worunter den Silbernen Löwen von Venedig.
Hai-Horror-Filme sind in der Regel «Trash pur»… und dieser Film befindet sich glücklicherweise auch in dieser Kategorie… und ist gerade deshalb so sympathisch… ein humorvolles Zeichen gegen den Outdoor-Wahn… mit herrlicher Zerfleischung eines Stand-Up-Paddlers gleich zu Beginn.
L’année du requin (Das Jahr des Haies, 2022) der Gebrüder Ludovic Boukherma und Zoran Boukherma spielt in einem Küstenstädtchen in Südwestfrankreich. Eigentlich will die Polizistin Maja (Marina Foïs) in Pension gehen, als plötzlich ein weisser Hai beginnt, das Touristenstädtchen zu bedrohen. Auf der Jagd nach dem Ungeheuer muss Maja feststellen, dass es weitaus mühsamere Wesen in dieser Gegend gibt als Haie. Der Hai wurde nicht per Computeranimation generiert, sondern durch eine ferngesteuerte Attrappe in Originalgrösse, die gleichzeitig von drei Personen bedient werden musste.
Atemberaubende Schönheit prägt die Kulisse… dahinter lauern blutige Geheimnisse … ein Thriller über soziale Ungerechtigkeit und Post-Kolonialismus… optimistisch stimmend trotz allem.
Reccurence oder Pipa (2022) ist ein Film des argentinischen Regisseurs Alejandro Montiel. Pipa (Luisana Lopilato) ist eine ehemalige Polizistin, die in einer argentinischen Kleinstadt lebt und ein ruhiges Leben führt. Nach dem rätselhaften Tod einer jungen Indigenen beginnt sie wieder zu ermitteln. Sie deckt eine düstere Realität auf, in welcher korrupte Polizisten für die reiche Oberschicht arbeiten und die Rechte der lokalen indigenen Bevölkerung mit Füssen treten. Der Film ist der dritte Teil einer Trilogie, basierend auf den Romanen der argentinischen Schriftstellerin, Journalistin und Aktivistin Florencia Etcheves. Bei Perdida (Vermisst, 2018) und La Corazonada (2020) spielt ebenfalls Luisana Lopilato die Hauptrolle und führte Alejandro Montiel Regie.
Empfehlung für Menschen, die meinen, früher sei alles besser gewesen… eine Zeitreise in die vermeintlich wilden und freien «Sixties» wird zum Alptraum sexueller Ausbeutung… der Film erinnert an Sechzigerjahre-Klassiker wie Polanskis «Ekel» oder Powells «Peeping Tom»… Horror mit Stil.
Last Night in Soho (2021) von Edgar Wright spielt in London. Das Landei Ellie (Thomasin McKenzie) geht nach London um Mode-Design zu studieren. Traum und Wirklichkeit beginnen sich zu vermischen, als sie die Fähigkeit erlangt, Zeitreisen von den 2020er-Jahren in die 1960er-Jahre zu unternehmen. Dort schlüpft sie in die Haut von Sandie (Anya Taylor-Joy) und erlebt ein durch und durch sexistisches Gebahren von weissen, meist alten Männern. Unterstützt wird der Film von den britischen Alt-Stars Terence Stamp und Diana Rigg (in ihrer letzten Filmrolle).
Der Ton macht nicht nur die Musik, sondern in diesem Fall auch den Film… das Grauen des Krieges in kleinen Häppchen… beklemmender geht kaum… ein Meisterwerk.
Dunkirk (2017) von Christopher Nolan (Tenet, Interstellar, The Dark Knight) spielt im Zweiten Weltkrieg. Der Film erzählt die Geschichte von den rund 300’000 britischen und französischen Soldaten, die 1940 in der Nähe der französischen Stadt Dunkerque (Dünkirchen) von den Nazis eingekesselt wurden. Mit der spektakulären Rettungsaktion – unter anderem durch private Bootsbesitzer – Operation Dynamo konnten viele von ihnen gerettet werden. Der Film wurde mehrfach ausgezeichnet, worunter drei Oscars für den Ton und den Schnitt. Der Soundtrack stammt von Hans Zimmer. Die Schlacht von Dünkirchen wurde bereits rund ein halbes Dutzend Mal verfilmt.
Zuweilen kommt es vor, dass die Filmkonsumentin glaubt, sie schaue sich einen B-Movie an… und plötzlich muss sie feststellen, dass sie gerade daran ist, grosses Erzählkino zu erleben… so geschehen bei diesem Film… klar, es gibt viele Revenge-Thrillers… aber es gibt eben solche, die schlichtweg hervorragen.
Im Zentrum des Films Promising Young Woman (2020) steht Cassie (Carey Mulligan), eine Kellnerin, die vor ein paar Jahren ihr Medizinstudium abgebrochen hat. Wochenende für Wochenende geht sie an Parties, wo sie vorgibt total betrunken zu sein, sich von Männern abschleppen lässt und diese dann für ihr sexistisches Verhalten bestraft. Langsam wird ersichtlich, warum sie das tut. Für das Drehbuch des Films erhielt die Regisseurin Emerald Fennell einen Oscar.
Es darf auch mal Schulfernsehen sein… so lange es der guten Sache dient… nämlich dem Kampf gegen Rechtsextremismus… ein jugendgerechtes Lehrstück gegen faschistische Verblendung.
Je suis Karl (2021) erzählt die Geschichte von Maxie (Luna Wedler), die ihre Mutter und Brüder bei einem Bombenattentat verliert. In ihrer Trauer lernt sie den charismatischen Karl (Jannis Niewöhner) kennen, der sie verführt, in einer rechtsextremen paneuropäischen Bewegung mitzumachen. Der Film von Christian Schwochow nach dem Drehbuch von Thomas Wendrich ist eine Anspielung auf die faschistoide Identitäre Bewegung und zeigt, wie schnell jemand in die Fänge des Faschismus gelangen kann. Passend zur Europäischen Aktionswoche gegen Rassismus erschien der Film im März 2022 auf Netflix.
Der Traum vom grossen Geld wird zum Alptraum des grossen Versagens… die wildeste Nacht im Leben eines holländischen Social Media und Rap Stars ist ein grotesker Trip zwischen totaler Verblödung und unterhaltsamer Leidenschaft… und zeigt auf witzige Art und Weise, wie doof es ist, seinem Kind ein Spielzeug-SUV zu kaufen.
Forever Rich (2021) dreht sich um den Rapper Richie (Jonas Smulder), der kurz vor einem Millionendeal mit seiner Plattenfirma steht. Nach einem Überfall überschlagen sich die Ereignisse in dieser einzigen Nacht, in der die Geschichte spielt. Regie führte der niederländische Filmemacher und Schauspieler Shady El-Hamus.